Osteopathie & Verdauung
Osteopathie und Verdauung
In der heutigen Gesellschaft gewinnt ein gesundheitsbewusster Lebensstil vermehrt an Bedeutung. Viele Menschen beschäftigen sich in diesem Sinne mit Sport, Bewegung und Ernährung – auch die Rolle der Verdauung hat hierbei für eine Vielzahl an Menschen einen hohen Stellenwert. Ein reibungslos funktionierender Darm hat eine große Bedeutsamkeit für einen ausgewogenen Zustand von Gesundheit, denn der Magen-Darm-Trakt zählt neben dem Herz-Kreislauf-System und dem gesamten zentralen Nervensystem zu den essentiellen Systemen des Körpers. In diesem Beitrag möchte ich einen Blick aus Richtung der Osteopathie auf die Verdauung werfen.
Das Verdauungssystem: Das Depot für Gesundheit und der Energielieferant des Körpers
Die zentrale Aufgabe des Magen-Darm-Trakts ist die Verdauung, worunter das Aufspalten, Verwerten sowie der Transport der Nahrung fällt. Sobald die aufgenommene Nahrung im Magen angelangt ist, erfolgt die biochemische Zersetzung der Nahrung durch Enzyme und Magensäure. Weiterführend wird der Speisebrei im Zwölffingerdarm durch Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse und der Gallensäure des Leber – Gallenbereiches weiter verarbeitet. Infolgedessen transportiert der Dünndarm die Speisereste weiter und gleichzeitig werden wichtige Spurenelemente in die Blutbahn abgegeben, um den restlichen Körper zu versorgen und somit die Leistungsfähigkeit der Organe, der Muskeln, des Knochengerüsts, des Gehirns und sowie der Nervenzellen sicherzustellen. Der Dickdarm sorgt letztendlich für die Ausscheidung von nichtverwertbaren Nahrungsresten.
Der gesunde Darm: Sein Beitrag zu weiteren essentiellen Körperfunktionen
Die Aufgabe des Darms beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Verdauung, denn der gesamte Darm ist zudem an einer Reihe weiterer Körperprozesse beteiligt. So hat der Darm eine tragende Bedeutung für ein funktionierendes Immunsystem, denn innerhalb der Darmschleimhaut befindet sich eine Reihe an Immunzellen, die auf den Körper und die Haut eine immunregulatorische Funktion haben. Des Weiteren hat der Darm Einflüsse auf das hormonelle Gleichgewicht des Körpers, denn dieser beteiligt sich an der Bildung von Vitamin D, welches essentiell für den Knochenstoffwechsel ist. Ebenso ist die Blutbildung von einem funktionstüchtigen Darm abhängig, da das hierfür bedeutsame Vitamin-B-12 ausschließlich im Darm aufgenommen und ins Blut abgegeben wird. Der Dickdarm entzieht dem Stuhl die restliche Flüssigkeit und trägt somit zu einem gesunden Gleichgewicht des Wasserhaushaltes des Körpers bei. Zu guter Letzt sorgt der Dickdarm für eine Ausscheidung von unbrauchbaren Nahrungsresten sowie von Schadstoffen, Viren und Bakterien und damit für ein gesundes Milieu im Körper. Die Bedeutung eines gut funktionierenden Verdauungssystems für das Wohlbefinden ist also groß. Deshalb spielt auch in der Osteopathie Verdauung eine große Rolle.
Osteopathie: Verdauung als Symbol der Ganzheitlichkeit
Das Ausmaß des Einflusses eines funktionierenden Darms auf den gesamten Körper und den damit einhergehenden Beitrag zu einem Gefühl von Gesundheit und Vitalität ist beachtlich. Jedoch hat diese beträchtliche Tragweite auf den Organismus auch eine Kehrseite. Denn eine Vielzahl an Menschen leiden in regelmäßigen Abständen an Verdauungsbeschwerden. Die Beschwerden können sich auf unterschiedlichste Weise präsentieren – häufig in Form von allgemeinem Unwohlsein, krampfartigen Beschwerden im Bauch, Übelkeit, Völlegefühl, Verstopfung und Durchfall. Diese Symptome können zusätzlich von Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Kopfschmerzen sowie von Hauterscheinungen begleitet werden.
Häufig entsteht beim Patienten ein Gefühl von Ohnmacht vor der Ausprägung der Symptome. Da der Verdauungstrakt ununterbrochen arbeitet, können Störungen in seiner Tätigkeit oder Beschwerden regelmäßig und unerwartet auftreten und damit die Lebensqualität des Patienten einschränken. In vielen Fällen wird bei der ärztlichen Abklärung keine nennenswerte Erkrankung festgestellt, sondern das Reizdarm-Syndrom als Ausschlussdiagnose bescheinigt. In solchen Fällen wird häufig Stress als Auslöser benannt und zusätzlich zu einer Veränderung der Ernährung geraten.
Osteopathie und Verdauungs-Beschwerden: Die osteopatische Betrachtungsweise
In der Osteopathie wird der Verdauung eine wichtige Rolle eingeräumt. Die Funktionalität des Magen-Darm-Trakts wird betrachtet, denn der Osteopath beurteilt den Körper ganzheitlich als ein zusammenhängendes System. Das Organsystem zählt neben dem Bewegungsapparat, dem Nervensystem sowie den Blutgefäßen zu den zentralen Systemen in der Osteopathie. Zum gesamten Verdauungssystem zählen Mundhöhle, Speiseröhre, Magen, Zwölffingerdarm, Leber und Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm sowie Dickdarm, welche bei der osteopathischen Untersuchung und Behandlung die gleiche Beachtung benötigen.
Vor jeder Untersuchung und Behandlung erfolgt ein ausführliches Anamnese-Gespräch, indem der Osteopath gezielte Fragen über die Art Verdauungsbeschwerden und Bauchschmerzen einerseits und über die gesamten Körperfunktionen andererseits stellt. Das Ziel hierbei ist es genauere Informationen über die gesamte Krankengeschichte und die Ausprägung der Symptome zu erlangen und damit zu erörtern, ob eine zusätzliche schulmedizinische Untersuchung zur Abklärung angezeigt ist.
Die osteopathische Untersuchung: Die akribische Suche nach den Ursachen
In vielen Fällen bleiben Verdauungsbeschwerden ohne nennenswerten Befund, weswegen häufig die Diagnose „Reizdarm-Syndrom“ gestellt wird. Aus der täglichen Praxis geht hervor, dass Störungen bei der Verdauung häufig auf Fehlfunktionen des Körpers zurückzuführen sind. Demnach ist für den Osteopathen das Symptom beziehungsweise die Diagnose von geringerer Bedeutung. In der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen in der Osteopathie ist die Verdauung nur ein Teil – und so werden auch die Beschwerden in einem größeren Zusammenhang gesehen.
Statt der Diagnose möchte der Osteopath vielmehr den Kern dieser Problematik – die Ursachen – verstehen. Da jeder Mensch aufgrund seiner persönlichen Lebensgeschichte aus embryologischer Entwicklung, Geburt, Kindheit, Pubertät, hormonelle Veränderungen, Lebensführung, körperlicher Traumata, Verletzungen und Entzündungen/Erkrankungen sowie seiner körperlichen Konstitution einzigartig ist, bedarf jeder Patient eine individuelle Herangehensweise seitens des Osteopathen. Bei jedem Patienten muss der Osteopath von Grund auf den individuellen Ursachen der Beschwerden auf die Spur gehen, indem er die Funktionsweise des gesamten Körpers exakt interpretiert und somit die die Symptomatik auslösenden Strukturen bei der osteopathischen Untersuchung ausfindig macht.
Während der osteopathischen Untersuchung wird der Bauch vorsichtig abgetastet und jedes Organ spezifisch untersucht. Innerhalb des Organsystems gibt es unterschiedliche Parameter, die eine Fehlfunktion auslösen können. Beispielweise kann die Umhüllung eines Organs eine erhöhte bzw. verminderte Wandspannung (Tonus) aufweisen oder die innere Beschaffenheit einen erhöhten bzw. verminderten Druck- und Spannungszustand haben, was alles Auswirkungen auf die Bildung der Enzyme hat und somit die Verdauung auf der biochemischen Ebene beeinträchtigen kann. Ebenso ist die Eigenbewegung (Peristaltik) des Organs herabgesetzt, was zu einem verlangsamten Transport der Nahrungsreste führt. Eine erhöhte Gärung und Gasbildung kann davon begünstigt werden. Sollte dieser Zustand des Öfteren auftreten oder in einem längeren Zeitraum andauern, kann sich das Milieu des Verdauungstraktes und speziell des Darms verändern und somit die Effizienz und Tätigkeit herabgesetzt werden. Häufig erscheint der Bauch sehr träge, es entsteht ein Völlegefühl mit Luft im Bauch, Bauchschmerzen und Krämpfen, auch Durchfall oder Verstopfung können die Konsequenzen dieses Prozesses sein.
Osteopathie und Verdauung – Die Bedeutung der Ganzheitlichkeit
Ein gesundes Gleichgewicht aus Versorgung mit frischem arteriellen Blut sowie Abtransport von verbrauchtem venösen Blut und Lymphe sind sehr bedeutsam für ein reibungsloses Funktionieren des Darms und ein ausbalanciertes Milieu eines jeden Organs. Metaphorisch dargestellt ist das Organsystem vom Blutgefäßsystem ähnlich abhängig wie „eine Topfpflanze vom Wasser“ – die Zuführung von frischem Wasser und Entnahme von abgestandenem Wasser für ein intaktes Gedeihen. Ein gezielte Betrachtung des Blutgefäßsystems ist demzufolge empfehlenswert – ein in sich funktionierender Kreislauf zeugt von Fluss und Dynamik und erhöht den körpereigenen Schutz vor Erkrankungen und Störungen.
Alle Organe sind untereinander mit Faszien und Bändern verbunden, geben sich somit gegenseitig Halt und Stabilität. Auch verbinden diese Aufhängungen das Organsystem mit dem umliegenden Bewegungsapparat in Form von Becken und Wirbelsäule. Auf diese Weise können Gewebespannungen und Dysfunktionen vom Bewegungsapparat und von anderen Organen weitergegeben und damit die Funktionalität beeinflusst werden. Ebenso kann die Arbeit der Blutgefäße von Verspannungen des Aufhängungssystems negativ tangiert werden. Ein erfahrener Osteopath ist in der Lage solche Störungen zu ertasten und damit die spezifischen Ursachen zu ermitteln.
Das Nervensystem fungiert als elektrische Impulsquelle für alle Körperstrukturen – so auch für Muskeln und Organe. Dieses Nervensystem lässt sich in Bezug auf das Organsystem in ein zentrales sowie peripheres Nervensystem unterscheiden, welche auf die spezielle Tätigkeit und Taktung der einzelnen Organe einwirken. Im Umkehrschluss können Fehlfunktionen im Schädel, der Wirbelsäule und des Beckens eine Einflussnahme auf die Leistung der Nerven haben und somit eine mögliche Fehlregulation oder gar Beschwerden der Organe herbeiführen.
Dieser prägnante Einblick in die ganzheitliche Betrachtungsweise seitens des Osteopathen beweist die komplexen Zusammenhänge des Körpers. Betrachtet man durch die Augen der Osteopathie Verdauungs-Beschwerden, ist eine symptombasierte und lokale Behandlung in vielen Fällen nicht ausreichend. Für eine signifikante osteopathische Behandlung sind die Ursachen von größerer Relevanz. Die Osteopathie ist eine nicht-medikamentöse sowie nebenwirkungsarme Therapie, die alle körpereigenen Mittel nutzt, um einen Regulierungsprozess zur Optimierung anzuregen. Nur ein als Einheit funktionierender Körper stellt ein einwandfreies Zusammenwirken aller Strukturen und Systeme des Körpers sicher und zeugt daher von
Gesundheit und Gleichgewicht. Dies ist neben einer gesunden Ernährung sowie Maßnahmen zur Reduktion von Stress die zentrale Prävention von Erkrankungen.
Um einen erweiterten Eindruck von der Osteopathie zu erlangen, lade ich Sie dazu ein, sich weiter in meinem Blog umzusehen. So liefern die Blogbeiträge „Unterschied Osteopathie und Chiropraktik“ sowie „Osteopathie Kopfschmerzen“ einen sehr guten Einblick in die osteopathische Betrachungs- und Behandlungsweise. Für weitere Nachfragen steht Ihnen unsere Praxis für Osteopathie in Hamburg gern zur Verfügung.